
Kaum angekommen der nächste Schreck: die Haustüre ist nicht abgeschlossen, im Gästezimmer der Schrank auf und ein Glas am Boden zerschellt. Sonst ist alles in Ordnung und es fehlt nichts.
Zwangsläufig befassen wir uns mit nächtlichen Staubsaug-Arbeiten, um dann am folgenden Morgen halbwegs ausgeschlafen in die Vollen zu starten.
Mathias hält die angesagte Weckzeit zwar für einen Witz vom "Chefchen" und verschläft erstmal, um dann ganz schnell zu erkennen, dass diese wohl doch ernst gemeint war.
Eigentlich soll er nur bis Dienstag bleiben und dann BEULE für den TÜV zurück nach Deutschland fahren.
Aufgrund der Arbeitslage wird es für Ihn dann aber doch erst Donnerstag und sein letzter Aufenthalt in Italien als Mitarbeiter.
Es hagelt grüne Füße vom Mähen, schmutzige Regenkleidung vom Hochbeet Füllen mit ein wenig Nass von Oben, verklebte Haare vom Decke Verputzen und auch ansonsten allerlei Staub und Dreck.
Wir stolpern über unförmige, überdimensionale Stinkmorcheln, wunderhübsche Nachtfalter und ein völlig unerschrockenes Baby-Gecko, dass partout nicht von der Sommer-Küche weichen will. Wir müssen wirklich aufpassen, nicht versehentlich darauf zu treten! Den größten Schreck verpasst Edgar allerdings eine Aspis-Viper mit einer Länge von ca. 90cm auf unserem Balkon. Als er den räumen will um ihn zu fliesen und unsere Deko-Damigiana hochhebt, faucht diese ihn wenig begeistert an und entschwindet dann, nur noch am Schwanzzipfel hängend vom Balkon.
Diese Vipern-Art ist giftig - und wer weiß, wie lange sie uns schon beim Frühstück beobachtet hat. Nun ist sie in all dem Gestein auch noch spurlos verschwunden - keine angenehmes Gefühl.

Unser Katzenkind Chili ist inzwischen Mama geworden und hat zwei knuffige kleine Katzenbabys tief im Brombeer-Gestrüpp von Linda und Andre zur Welt gebracht.
Als wir ankommen sind diese gerade mal 2 Tage alt und da ein Stark-Regen angekündigt ist, schützen wir das Gestrüpp erst einmal mit einer riesigen Plane vor Regen, damit die Mama und Kleinen nicht nass werden.
Nach ein paar Tagen hat Chili dann ein Einsehen und bringt ihre Kinder über Nacht in den Schuppen neben dem Hühnerstall. Hier können wir die Kleinen zum ersten Mal richtig sehen und auch die kleinen, runden, dicken Bäuche streicheln.
Die Augen beginnen sich langsam zu öffnen und die Winzlinge beginnen herum zu "wackeln". Wirklich soooo süß - und vom grauen Farbton im Fell her und der Felllänge - EINDEUTIG BOLLI der Papa.
Ein Begutachtung unseres Weinbergs macht Hoffnung auf den ersten eigenen Wein im Herbst: alle Rebstöcke treiben wie entfesselt und an jedem Trieb hängt mindestens eine kleine Trauben-Dolde.
Davon angespornt begehen wir am Dienstag unsere "Abfüll-Party". 104 Liter Nebbiolo Barric aus dem Piemont müssen aus zwei 54 Liter Damigianas in 144 Weinflaschen abgefüllt werden. Andre und Linda zeigen uns wie das geht, wobei Andre zwischendrin 1.000 Tode mit Edgar auf dem Quad sterben muss, weil unsere nagelneue Wein-Pumpe nicht richtig funktioniert und er seine holen muss.
1 x und NIE WIEDER QUAD für Ihn ist das Ergebnis, aber wenigstens fließt der Wein - zunächst.
Dann passiert es: der Durchfluss reißt ab - Andre zieht über das kleine Saugrohr an, der Wein will erst nicht so recht - und dann - und dann - DANN SCHIESST er PLÖTZLICH von oben in den Schlauch und UNTEN wieder HINAUS - Andre MITTEN INS GESICHT und bis in die kleinste Lungen-Alveole.
Der Arme hustet und prustet, fasst sich aber zum Glück schnell wieder. Er und Mathias sind voll mit Rotwein und unser Haus nun tatsächlich MIT ROTWEIN GETAUFT.
Wir widmen uns zur Erholung der ersten Flasche mit Käse und Crackern, dann geht es weiter - PIANO, piano...

Meine arme, verregnete Ape BOMBO (Hummel) erhält zwischendrin noch ein schönes, neues Kleid. Das wurde nun aber auch langsam mal Zeit!
Erst von Hand schleifen, dann entfetten und fein säuberlich von Hand mit Pinsel und Rolle lackieren.... und das 2x! Schon ein wenig nervig und kniffelig, aber während dem 2. Anstrich glaube ich Edgar dann endlich, dass Bombo nachher gut aussieht. Der blassgrüne Lack ist einfach einzigartig und cool!
Wenn er dann richtig durchgetrocknet ist wird Bombo zusammen gebaut und darf wieder emsig herumbrummen...
Und mal ehrlich: wer hat schon eine Lackier-Werkstatt unter strahlend blauem Himmel mit schwebenden Ape-Türen am Olivenbaum?!
Naja und ein ordentliches BBQ mit Meeresfrüchten darf natürlich auch nicht fehlen, bevor es wieder nach Deutschland geht.

Auf dem Bio-Markt am letzten Sonntag des Monats in Dolceacqua stöbern wir noch ein wenig nach interessanten Anbietern und Produkten für LIGURE GUSTO, doch eigentlich sind wir schon in den kleinen Läden und Cave im Ort fündig geworden und haben Leckereien wie ligurische Taggiasca-Tapenade, Pesto, Haselnüsse in Honig, diverse Weine, etc. eingekauft.
An frischem Mozzarella in wirklich sehr pikanter Pepperoncino-Sauce kommen wir dennoch nicht vorbei ohne ein Stück mitzunehmen und 5 verschiedene Salami - Maiale - Cervo - Cinghiale - Tartufo - Aglio - Bardolino - müssen auch noch in den Einkaufskorb.
Dann staunen wir nicht schlecht, als wir einen Stand mit "legalem" Cannabis entdecken. Samen, Pflanzen, Blüten, Pfeifen, Kekse, Schokolade, Honig und vieles mehr werden hier ganz öffentlich verkauft?!
So etwas gibt es doch gar nicht! ...Aber doch, hier in Italien schon, weil ein findiger Italiener eine Gesetzeslücke aufgetan hat und seither ganz ordentlich profitiert... Nun gut.
Wir tummeln uns wieder zurück ins Osaggio.
Der Bau unserer von Ingenieur, Bauleiter und Architekt geforderten Steinmauer, die die Terrasse des künftigen Baustellenbereichs absichern soll, muss noch besprochen werden.
Unser lieber Nachbar Thomas hat damit zwar zusammen mit Mathias schon ein wenig begonnen, aber die Zeit rast und die Mauer muss gewissen Vorgaben entsprechen, die eigentlich nur ein professioneller Muratore so hinbekommen kann. Also verhandeln wir gemäß Empfehlung mit Igor, der mit seinem Bruder in der kommenden Woche Mittwochs loslegen will.
Mathias soll dazu stoßen und die beiden mit Zuarbeit und Beton-Mischen unterstützen...
... Doch erstens kommt immer alles anders und zweitens als man denkt...

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